23.03.2025, 07:37 Uhr

Familiennachzug: Nachziehende Asylberechtigte lernen langsamer Deutsch und sind seltener erwerbstätig

Neuer Forschungsbericht von ICMPD und ÖIF zum Familiennachzug von Flüchtlingen zeigt Herausforderungen bei Arbeitsmarktintegration und Deutscherwerb auf

Forschungsbericht: Familiennachzug

Wie sich die Integration von nachgezogenen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten entwickelt, zeigt ein neuer Forschungsbericht des International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds. © ÖIF

Wie sich die Integration von nachgezogenen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten entwickelt, zeigt ein neuer Forschungsbericht des International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Im Rahmen der Studie wurden Daten von 12.500 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich analysiert, darunter 2.500 Familiennachziehende, die zwischen 2018 und 2024 befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen: Nachgezogene Familienmitglieder benötigen bei der Integration länger als Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben. Insbesondere in den ersten Jahren nach der Ankunft sind sie seltener erwerbstätig und kommen beim Deutschlernen langsamer voran. Der neue Forschungsbericht steht in der ÖIF-Mediathek kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Nur 8 % der nachziehenden Frauen sind in den ersten drei Jahren erwerbstätig

Die Mehrheit (46 %) der nachgezogenen Familienmitglieder besteht aus Frauen, 42 % waren zum Zeitpunkt des Nachzugs minderjährig. 82 % der nachgezogenen Frauen sind verheiratet, im Vergleich zu 57 % der Frauen, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben. Zudem geben nachgezogene Frauen häufiger an, nicht erwerbstätig zu sein und mit minderjährigen Kindern im Haushalt zu leben. Sie sind mit 34 % noch häufiger arbeitslos als Frauen (30 %), die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben.

Die Erwerbsbeteiligung von nachgezogenen Frauen liegt bei 22 %. Damit ist sie noch niedriger als bei jenen Frauen, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben (28 %). In den ersten drei Jahren nach Ankunft ist dieser Unterschied noch größer: Nur 8 % der nachgezogenen Frauen sind erwerbstätig, verglichen mit 19 % der originär antragstellenden Frauen. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass Frauen, die über den Familiennachzug nach Österreich kamen, sich überwiegend nur innerhalb der eigenen Gruppe bewegen und patriarchale Rollenbilder des Herkunftslandes vertreten. Frauen, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben, geben hingegen etwas häufiger an, in Kontakt mit Österreicher/innen zu sein.

Junge Nachziehende seltener erwerbstätig

Junge Männer, die als Minderjährige über den Familiennachzug nach Österreich gekommen sind, haben eine deutlich geringere Erwerbsbeteiligung als gleichaltrige Flüchtlinge, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben. Zum Befragungszeitpunkt waren 41 % der nachgezogenen Männer erwerbstätig, verglichen mit 57 % der originär antragstellenden Flüchtlinge. Besonders auffällig ist der Unterschied bei syrischen Nachziehenden: Nur 34 % der nachgezogenen Syrer waren berufstätig, während es unter den originär antragstellenden Syrern 48 % waren. 38 % der Nachgezogenen befinden sich in einer Ausbildung. Originär Antragstellende sind mit 54 % häufiger berufstätig als junge Nachziehende (38 %).

Spracherwerb: Nachziehende Frauen lernen langsamer Deutsch

Nachziehende Frauen erlernen die deutsche Sprache langsamer als Frauen, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben: Die Ergebnisse zeigen ebenfalls, dass nachgezogene Frauen seltener Deutschkurse absolvieren als Frauen, die direkt einen Asylantrag in Österreich gestellt haben. Die Deutschkenntnisse verbessern sich schrittweise mit längerer Aufenthaltsdauer: Nach fünf Jahren bewerten sowohl die Hälfte der nachgezogenen Frauen als auch der originär antragstellenden Frauen die eigenen Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut.  

Junge Flüchtlinge, die als Minderjährige nach Österreich gekommen sind, kommen beim Erlernen der deutschen Sprache besser voran als Erwachsene: Ein hoher Anteil der jungen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten im Familiennachzug gibt selbst an, gut oder sehr gut Deutsch zu sprechen.

ÖIF bietet breites Integrationsangebot für Flüchtlinge und Vertriebene

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist als Fonds der Republik Österreich und starker Partner des Bundes in der Integrationsförderung die zentrale Anlaufstelle für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte und ukrainische Vertriebene bei der Integration und beim Deutschlernen. Mit rund 67.500 Kursplätzen stellte der ÖIF im Vorjahr Flüchtlingen und Vertriebenen ein so großes Deutschkursangebot zur Verfügung wie noch nie zuvor. Zusätzlich führte der ÖIF 2024 rund 80.000 Integrationsprüfungen durch und verzeichnete in den Integrationszentren in allen Landeshauptstädten rund 230.000 Beratungen. Mit Deutschkursen auch zu Randzeiten und am Wochenende, eigenen Online-Deutschkursen und einer Reihe an Online-Deutschlernangeboten auf sprachportal.at bietet der ÖIF Flüchtlingen, Vertriebenen und Zuwander/innen ein umfassendes Angebot zum berufsbegleitenden Deutschlernen, um einen raschen Berufseinstieg parallel zum Deutschlernen zu fördern. Die ÖIF-Frauenzentren bieten weiblichen Flüchtlingen zudem eine breite Palette an mehrsprachigen Seminaren, Sprechstunden und Beratungen zu Berufs- und Bildungschancen, Gesundheit und Familie sowie Gewaltprävention und Selbstbestimmung an.

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