Forschungsbericht | Erwerbsverläufe von Migrant/innen
Der Migrations- und Bevölkerungsforscher Rainer Münz und Synthesis Forschung analysierten im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) die Zuwanderungs- und Erwerbsbiografien von Migrant/innen aus der EU, Drittstaaten sowie von Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und der Russischen Föderation über einen Zeitraum von über zehn Jahren, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie lange die Integration unterschiedlicher Zuwanderergruppen in den österreichischen Arbeitsmarkt dauert. Grundlage der Analyse waren die Verläufe der Arbeitsmarktintegration auf Datenbasis des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger und des Arbeitsmarktservice (AMS).
Niedrige Arbeitsmarktbeteiligung von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten
Von den Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die 2007 nach Österreich kamen, waren zehn Jahre später 58 Prozent erwerbstätig. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Männliche Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte waren mit 69 Prozent deutlich häufiger erwerbstätig als weibliche mit 42 Prozent. Männer und Frauen aus Tschetschenien wiesen auch nach zehn Jahren Aufenthalt in Österreich mit nur 33 Prozent eine besonders niedrige Erwerbsbeteiligung auf. Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sind deutlich häufiger von längeren Perioden der Arbeitslosigkeit betroffen als EU-Bürger/innen und Drittstaatsangehörige. Daraus ergeben sich schwankende Einkommensverhältnisse, die Mehrzahl der entsprechenden Personen erzielt auch im Verlauf der Jahre niedrige Jahreseinkommen und bleibt langfristig von Sozialtransfers abhängig.
Höchste Erwerbstätigkeit bei EU-Bürger/innen
Die höchste Erwerbstätigenquote unter allen Zuwanderergruppen weisen EU-Bürger/innen auf, sie stellen auch die größte Zuwander/innen-Gruppe dar. Im Zeitverlauf betrachtet, sind mehr als 8 von 10 EU-Migrant/innen, die zehn Jahre nach ihrer Zuwanderung nach Österreich noch im Land leben, erwerbstätig. Im Vergleich dazu stehen Drittstaatsangehörige mit derselben Aufenthaltsdauer mit 71 Prozent weniger oft im Erwerbsleben als EU-Migrant/innen. Betrachtet man einzelne Drittstaaten, so liegt die Erwerbsintegration nach zehn Jahren bei Männern aus Bosnien oder der Türkei mit 89 bzw. 84 Prozent über dem Schnitt. Türkische Frauen sind im Vergleich dazu mit nur 49 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt von 71 Prozent (Drittstaatsangehörige). Zugewanderte aus Drittstaaten brauchen länger als EU-Bürger/innen, um auf dem österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, bleiben dafür aber auch meist länger: Während sich zwei Drittel der Drittstaatsangehörigen nach zehn Jahren noch in Österreich aufhielten, hatten drei von fünf EU-Bürger/innen dieses bereits wieder verlassen.