Integration von Flüchtlingen: 100.000 Teilnehmer/innen in Werte- und Orientierungskursen
An den für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte gesetzlich verpflichtenden Werte- und Orientierungskursen haben seit dem Start 2015 nunmehr 100.000 Personen teilgenommen. Über 7.500 Werte- und Orientierungskurse haben bisher in ganz Österreich stattgefunden. Die ursprünglich eintägigen und 2022 auf drei Tage ausgebauten Werte- und Orientierungskurse des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) vermitteln Orientierung in Österreich und zentrale Themen der Integration wie etwa die Bedeutung des Deutschlernens und der Selbsterhaltungsfähigkeit, Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement bei der Integration in Österreich. Mit 2024 wird ein neuer Schwerpunkt auf die Möglichkeit zum Arbeitsmarkteinstieg mit geringen Deutschkenntnissen in Österreich gelegt.
Integrationsministerin Susanne Raab: „An den verpflichtenden Werte- und Orientierungskursen haben seit 2015 100.000 Menschen teilgenommen. Wir vermitteln hier Grundwerte wie die Gleichstellung von Frauen und Männern, den Kampf gegen Antisemitismus und die Notwendigkeit, rasch einen Arbeitsplatz zu finden. Der Arbeitsmarkt in Österreich bietet aktuell mit sehr vielen offenen Stellen besonders viele Möglichkeiten, daher habe ich kein Verständnis dafür, wenn Flüchtlinge diese Chancen nicht ergreifen und stattdessen viele Monate Sozialhilfe beziehen. Österreich fördert Integration und fordert gleichzeitig aktive Teilhabe und Integrationsbereitschaft ein.“
Sandra Ivkic, Gesamtleitung Integrationsmaßnahmen beim ÖIF: „Viele Teilnehmer/innen bringen keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung mit; 2 von 3 Flüchtlingen mit neuer Zuerkennung sind in keiner oder nicht in der lateinischen Schrift alphabetisiert. Diesen Entwicklungen trägt das erneuerte Modul zur Arbeitsmarktintegration in den Kursen Rechnung, der Schwerpunkt liegt auf einem raschen Einstieg in die Selbsterhaltungsfähigkeit und berufsbegleitendem Deutschlernen.“
2024: Schwerpunkt auf Arbeitsmarkteinstieg mit geringen Deutschkenntnissen
Mit Blick auf den hohen Arbeitskräftebedarf in der österreichischen Wirtschaft und dem durchschnittlich niedrigen Bildungsstand von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten steht die Möglichkeit eines raschen Arbeitsmarkteinstiegs mit noch geringen Deutschkenntnissen im Zentrum der Kurse. Dabei werden grundlegende Informationen zur Jobsuche und Bewerbung vermittelt. Neu ist auch eine praxisorientierte, mehrsprachige ÖIF-Broschüre „Schneller Arbeit finden“ mit Tipps für den Arbeitsmarkteinstieg in Österreich. Kursteilnehmer/innen wissen im Anschluss an den Kurs, welche Schritte für den raschen Einstieg in den Arbeitsmarkt notwendig sind, welche Einstiegsmöglichkeiten es für Personen mit noch geringen Deutschkenntnissen gibt und was bei Arbeitssuche bzw. im Bewerbungsprozess in Österreich besonders zu beachten ist. Zudem lernen die Teilnehmer/innen das umfassende berufsbegleitende Deutschlernangebot des ÖIF kennen, um nach Arbeitseinstieg parallel zum Arbeiten weiterhin gut Deutsch lernen zu können.
Weiterführende Angebote zum selbstständigen und berufsbegleitenden Deutschlernen
Anknüpfend an die Kurse gibt es eine Reihe an Unterstützungsangeboten zum Arbeiten und Deutschlernen: Neben ÖIF-Karriereplattformen, die arbeitssuchende Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen direkt mit Unternehmen mit Arbeitskräftebedarf verbinden, stellt der ÖIF Zuwander/innen auch Seminare und Sprechstunde mit Expert/innen zum Thema Berufs- und Bildungschancen zur Verfügung. Angeboten werden auch Mentoring-Programme wie KOMPASS und „Mentoring für Migrant:innen“, Bewerbungstrainings und CV-Checks. Neben Deutschkursen bei Kursträgern zu Randzeiten stellt der ÖIF auf Sprachportal.at, der größten Deutschlernplattform im deutschsprachigen Raum, eine Reihe an täglichen Online-Deutschkursen und berufsspezifischen Online-Kursen zu Hotel- und Gastgewerbe, Lebensmittelhandel und Pflege- und Gesundheitsberufen zur Verfügung, die ortsunabhängig und berufsbegleitend besucht werden können.
Jede/r zweite Teilnehmer/in aus Syrien / Frauenanteil bei 32 Prozent
Die Werte- und Orientierungskurse finden laufend in ganz Österreich statt und werden von qualifizierten Trainer/innen des ÖIF durchgeführt. Die Kurse finden auf Deutsch statt, bei Bedarf stehen Dolmetscher/innen für mehrere Sprachen zur Verfügung: So wurden seit Beginn im Jahr 2015 insgesamt 56 Prozent aller Kurse in Arabisch und rund 33 Prozent in Dari/Farsi gedolmetscht, auch Englisch, Russisch und Somali werden angeboten. Mit rund 49 Prozent hat fast die Hälfte der Kursteilnehmer/innen eine syrische Staatsbürgerschaft, rund 24 Prozent der Teilnehmenden kommen aus Afghanistan, gefolgt von Irak mit rund 7 Prozent sowie jeweils Somalia und Iran mit rund 5 Prozent. Der Frauenanteil in den Werte- und Orientierungskursen liegt im Schnitt bei 32 Prozent, nach der Einführung der gesetzlichen Verpflichtung zur Teilnahme an den Kursen 2017 hat sich der Frauenanteil von 20 Prozent auf 45 Prozent mehr als verdoppelt.
Mit der IKG entwickeltes Antisemitismus-Modul durch IHS positiv evaluiert
Im Jahr 2022 wurden die Werte- und Orientierungskurse von einem auf drei Tage ausgebaut und um neue Themenmodule zu ehrenamtlichem Engagement in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und zu Antisemitismus in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) erweitert. Das Antisemitismus-Modul sensibilisiert Teilnehmen/innen für antisemitische Haltungen und zeigt, wie man ihnen entgegenwirken kann. 2023 erfolgte eine Evaluierung des Instituts für Höhere Studien (IHS): Das Antisemitismus-Modul sensibilisiert die Teilnehmer/innen des Werte- und Orientierungskurses bereits zu Beginn ihres Integrationsprozesses für die Notwendigkeit des Unterbindens von Antisemitismus, regt zur Reflexion und der Auseinandersetzung mit persönlichen Vorurteilen an und vermittelt Handlungsoptionen und wichtige Anlaufstellen im Kontext von Antisemitismus.
Breite Palette an vertiefenden Integrationsangeboten: 89.000 Teilnehmer/innen
Im Anschluss an den dreitägigen Werte- und Orientierungskurs stehen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten – ebenso wie ukrainischen Vertriebenen und Zuwander/innen – eine Reihe an vertiefenden Integrationsangeboten zur Verfügung: Neben Integrationskursen in Wien können im Rahmen von weiterführenden Praxistagen wichtige ehrenamtliche Organisationen wie die Caritas, die Freiwillige Feuerwehr, das Hilfswerk und die Diakonie sowie kulturelle oder demokratiepolitische Einrichtungen wie das Haus der Geschichte, das Österreichische Parlament und das Wiener Rathaus und Gedenkstätten und Anlaufstellen in den Regionen besucht werden. Die ÖIF-Frauenzentren bieten zudem Beratungen, Seminare und Sprechstunden mit Expert/innen zu Themen wie Berufs- und Bildungschancen in Österreich, Gesundheit und Familie sowie Gewaltprävention und Selbstbestimmung. Bei den vertiefenden Integrationsangeboten, die an den Besuch des Werte- und Orientierungskurses anknüpfen, wurden bisher 89.000 Teilnehmer/innen verzeichnet.
Über die Werte- und Orientierungskurse
Die Werte- und Orientierungskurse werden seit dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 durchgeführt und sind seit Inkrafttreten des Integrationsgesetztes im Jahr 2017 für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte verpflichtend. Seit dem Ausbau der Kurse im Jänner 2022 von acht auf 24 Stunden haben über 22.000 Personen an den Werte- und Orientierungskursen teilgenommen. Im Jahr 2023 verzeichnete der ÖIF österreichweit rund 560 Werte- und Orientierungskurse mit insgesamt 11.000 Teilnehmer/innen. Laufende Befragungen im Anschluss an die Kurse zeigen, dass Teilnehmer/innen sehr zufrieden mit dem Angebot sind. So haben in den Jahren 2022 und 2023 über 90 Prozent der Befragten die Kursinhalte als sehr hilfreich für das Ankommen in der österreichischen Gesellschaft bewertet.
- 20240109-print2.jpg
Bundesministerin Susanne Raab (Mitte) besucht einen Werte- und Orientierungskurs des ÖIF in Wien Favoriten.
Dateigröße: 3 MB