Integration von Schlüsselarbeitskräften: ÖIF lud zu 2. Expert/innen-Forum in Wien
Am 7. Juni 2023 fand in Wien das zweite „Expert/innen-Forum zur Integration von qualifizierten Zuwander/innen und Schlüsselarbeitskräften“ statt. Über 20 Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Organisationen der österreichischen Arbeits- und Wirtschaftswelt diskutierten gegenwärtige Herausforderungen und Chancen, darunter unter anderem das Arbeitsmarktservice (AMS), die Arbeiterkammer (AK), die Austrian Business Agency (ABA), der Club International (CINT), die Industriellenvereinigung (IV) sowie die Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Nach einem Eröffnungsimpuls von Integrationsministerin Susanne Raab waren zentrale Themen des Forums unter anderem Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren ausländischer Berufsqualifikationen in Österreich und die Förderung von Schlüsselarbeitskräften. Darüber hinaus wurden auch die Ergebnisse von zwei aktuellen Studien vorgestellt: „Berufsanerkennung in Österreich“ (Sozialforschungsinstitut „abif“ sowie „Indicator of Talent Attractiveness 2023“ (OECD). Die vorgestellten Studien sind in der ÖIF-Mediathek abrufbar.
ÖIF-Studie: Erfahrungswerte zu Nostrifizierungsverfahren in Österreich
Unter dem Studientitel „Berufsanerkennung in Österreich“ wurden vom Sozialforschungsinstitut „abif“ qualitative Interviews mit Personen durchgeführt, die den Anerkennungsprozess in Österreich durchlaufen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem sprachliche Barrieren eine große Herausforderung darstellen. Erschwerend auf die Arbeitsmarktintegration wirken sich vor allem die Kosten für den Anerkennungsprozess, lange Wartezeiten für Beglaubigungen und Übersetzungen und eine komplexe Gesetzeslage aus. Jedoch werden institutionelle Hilfsangebote wie Beratungen, Sprachkurse und finanzielle Unterstützung positiv bewertet. In der Studie empfohlene Maßnahmen sind daher unter anderem der Ausbau von Informationsplattformen und Berufssprachkursen sowie weiterführende Unterstützung bei Angleichungsmaßnahmen.
Vorstellung: OECD-Erhebung „Indicator of Talent Attractiveness“
Wie attraktiv OECD-Länder für hochqualifizierte Zuwander/innen sind, wird mit dem „Indicator of Talent Attractiveness“ (ITA) erhoben. Dabei werden die betreffenden Länder in Bezug auf ihre Fähigkeit, verschiedene Arten von qualifizierten Migrant/innen anzuziehen und zu halten, analysiert. Die Ausgabe 2023 des ITA umfasst die Kategorien hochqualifizierte Arbeitskräfte, ausländische Unternehmer/innen, Universitätsstudent/innen und Start-up-Gründer sowie eine erweiterte Palette von Dimensionen zur Bewertung der Attraktivität eines Landes. Demnach liegt Österreich auf Platz 26 als attraktives Land für hochqualifizierten Arbeitskräfte, Unternehmer/innen oder auch Universitätsstudent/innen. Wesentliche Hebel sind hier laut OECD die Visa- und Zulassungspolitik für hochqualifizierte Arbeitskräfte sowie für Studierende und der weitere Ausbau von Breitband- und Highspeed-Internet auf Basis von Glasfaser. Gleichzeitig wurde Österreich als Zielland für Hochqualifizierte besonders gut bewertet in Hinblick auf die herausragende Lebensqualität, das sehr gute soziale Umfeld für die mitreisende Familie und das allgemein sehr solide Gesundheitswesen.
Im Fokus: Best-Practice-Beispiele zur Nutzung und Förderung von hochqualifiziertem Potenzial
Im Rahmen des Expert/innen-Forums wurden auch konkrete Best-Practice-Beispiele aus Österreich vorgestellt: Dabei wurden erfolgreiche Projekte der „Austrian Business Agency“ (ABA), der Wirtschaftsagentur Wien, des „Club International“ (CINT) sowie des „Carinthian International Centers“ präsentiert. Die ABA stellte etwa gezielte Matching-Prozesse vor, bei denen arbeitssuchende Zuwander/innen und Unternehmen zusammengebracht werden. Die gesamte Abklärung aller bürokratischen Abstimmungen übernimmt dabei die ABA. Bei der Wirtschaftsagentur Wien wurde etwa ein „International Business Office“ eingerichtet, dass sich als zentrale Anlaufstelle um die Abklärung aller arbeitsrechtlichen Fragen kümmert und so den Prozess für hochqualifizierte Zuwander/innen wesentlich beschleunigt. Im Fokus der Projekte des „Carinthian International Centers“ steht vor allem die Frage, wie man Beschäftigungsmöglichkeiten in ländlichen Regionen für hochqualifizierte Migrant/innen attraktivieren kann. Der "Club International" unterstützt vor allem den On-Boarding-Prozess der Fachkräfte, geht aber in seinen zentralen Projekten auch auf das Community-Building unter den Hochqualifizierten und die Begleitung der ebenso zuwandernden Familie ein.
Auch das Pilotprojekt der „Firmendeutschkurse“ für die Bereiche Tourismus und Gastronomie wurde seitens des Bunds der Österreichischen Tourismusmanager (BTÖM) näher beleuchtet. Dabei erhalten Zuwander/innen, die bereits in Gastronomie und Hotellerie tätig sind, vor dem Schichtwechsel speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Deutschkurse. So können zugewanderte Gastro-Fachkräfte ihre Deutschkenntnisse weiter ausbauen und mit ihrer Berufstätigkeit optimal vereinbaren. Der ÖIF stellte die seit 2022 stattfindenden Karriereplattformen als innovatives Projekt vor. Österreichweit können dabei Betriebe die auf der Suche nach Arbeitskräften sind, ihre Beschäftigungsmöglichkeiten potenziellen Bewerber/innen direkt im Rahmen der Karriereplattformen vorstellen; die Teilnehmer/innen können vor Ort Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern und Recruiter/innen führen und sich direkt für offene Stellen bewerben. Mehr als 2.000 arbeitssuchende Zuwanderinnen haben bisher an ÖIF-Karriereplattformen teilgenommen; einige von ihnen konnten bereits in Jobs bei teilnehmenden Unternehmen wie der Österreichischen Post AG, IKEA Österreich oder auch der SPAR AG einsteigen.
Vernetzung und Austausch zum Thema qualifizierte Zuwanderung
Das Expert/innen-Forum bündelt die Expertise relevanter Organisationen, um die nachhaltige Integration von ausländischen Fachkräften und qualifizierten Zuwander/innen in Österreich zu fördern. Die Ergebnisse des Forums bilden die Grundlage für weitere Fördermaßnahmen und entsprechende Angebote für qualifizierte Zuwander/innen und ausländische Schlüsselarbeitskräfte in Österreich, wie etwa berufsbegleitende Deutschkurse, umfassendere Beratungen zum Anerkennungsprozess und notwendigen bürokratischen Prozessen.
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Bundesministerin Susanne Raab (Mitte) eröffnete zweite „Expert/innen-Forum zur Integration von qualifizierten Zuwander/innen und Schlüsselarbeitskräften“. Credit: ÖIF/Soldatenko
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Julia Rothbauer, Leiterin des Teams Wissensmanagement im ÖIF, sprach über die Ableitungen aus den präsentierten Studien für zukünftige Integrationsmaßnahmen. Credit: ÖIF/Soldatenko
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Über 20 Vertreter/innen aus verschiedenen Organisationen der österreichischen Arbeits- und Wirtschaftswelt diskutierten gegenwärtige Herausforderungen und Chancen. Credit: ÖIF/Soldatenko
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