ÖIF-Statistikbroschüre zur Integration von Frauen: Je nach Herkunftsland große Unterschiede bei Arbeit und Beruf
Rund 902.100 im Ausland geborene Frauen lebten zu Jahresbeginn 2020 in Österreich und machten somit ein Fünftel (19,9%) der weiblichen Gesamtbevölkerung aus. 48,7% der Frauen mit ausländischem Geburtsort stammten aus EU-/EFTA-Staaten, 51,3% wurden in Drittstaaten geboren. Das häufigste Geburtsland war Deutschland, gefolgt von Bosnien-Herzegowina, der Türkei, Serbien und Rumänien. Die Nettozuwanderung von Frauen nach Österreich betrug 2019 fast +21.700. Die meisten Migrantinnen aus dem EU-Raum kamen 2019 aus Rumänien (+4.200 Nettozuwanderung), Deutschland (+3.500) und Ungarn (+2.100). Aus Drittstaaten waren die Wanderungsgewinne mit Bosnien-Herzegowina (+910), Serbien (+790) und Syrien (+610) am höchsten.
Mit der Informationsbroschüre „Frauen – Zahlen, Daten und Fakten zu Migration & Integration“ stellt der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) die spezifischen Herausforderungen und Chancen von Migrantinnen in Österreich in den Mittelpunkt und liefert aktuelle Zahlen zu den Bereichen Zuwanderung und Aufenthalt, Bevölkerung und Asyl, Sprache und Bildung, Arbeit und Beruf sowie Familie und Gesundheit.
Die Statistik-Broschüre „Frauen & Integration“ steht kostenlos zum Download unter www.integrationsfonds.at/publikationen zur Verfügung.
Arbeit und Beruf: wesentliche Unterschiede je nach Staatsangehörigkeit
Je nach Herkunftsland bestanden innerhalb der Gruppe der Migrantinnen große Unterschiede: Am höchsten war die Erwerbstätigenquote bei Frauen aus den EU-Staaten vor 2004 bzw. den EFTA-Staaten (mit 71%), aus den EU-Beitrittsstaaten im Jahr 2004 (mit 70%) sowie bei aus den ab 2007 der EU beigetretenen Staaten stammenden Frauen (mit 67%). Nur etwa die Hälfte der aus der Türkei stammenden Migrantinnen (51%) sowie der Frauen aus sonstigen Staaten (56%) und fast zwei Drittel (65%) der Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU) nahmen am Erwerbsleben teil. Am geringsten war die Erwerbsbeteiligung von Frauen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak (17%). Im Jahr 2019 standen insgesamt 62% der Frauen mit Migrationshintergrund im Erwerbsleben und waren damit seltener erwerbstätig als Frauen ohne Migrationshintergrund (72%).
Familie und Gesundheit: Migrantinnen bekamen 2019 mehr Kinder als Österreicherinnen
Das durchschnittliche Erstheiratsalter (der bis zum Alter von 50 Jahren Heiratenden) entsprach 2019 bei Frauen aus den EU-/EFTA-Staaten mit 32,7 Jahren annährend jenem der Österreicherinnen mit 31,5 Jahren. Dagegen waren türkische Frauen bei der Eheschließung mit 23,6 Jahren fast 8 Jahre jünger als Österreicherinnen. Frauen mit ausländischem Geburtsort oder ausländischer Staatsbürgerschaft bekamen 2019 im Schnitt mehr Kinder als Österreicherinnen. Besonders bei Müttern mit ausländischer Staatsangehörigkeit war die durchschnittliche Kinderzahl deutlich höher als bei Österreicherinnen. 2019 betrug die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Österreich 1,46. Mütter mit österreichischer Staatsangehörigkeit gebaren im Schnitt 1,35 Kinder. Eingebürgerte Migrantinnen brachten mit 1,45 Kindern im Schnitt weniger Kinder zur Welt als ausländische Staatsangehörige (1,85 Kinder). Besonders hoch war die Geburtenrate unter Syrerinnen (3,89), Nordmazedonierinnen (2,57) und Kosovarinnen (2,51).
Sprache und Bildung: Bildungsniveau von Frauen steigt
In Österreich lebende Frauen ausländischer Staatsangehörigkeit sind in den höchsten und niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, während österreichische Frauen häufiger über einen Abschluss auf der mittleren Bildungsebene (Lehre, BMS: 54,8%) verfügen. Im Zeitverlauf lässt sich sowohl bei Österreicherinnen als auch bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ein Anstieg des Bildungsniveaus beobachten: 1971 verfügten noch 70% der Österreicherinnen und 73% der Ausländerinnen nur über einen Pflichtschulabschluss. 2019 hatten nur noch fast 14% der österreichischen Frauen ausschließlich einen Pflichtschulabschluss, der Wert bei Frauen ausländischer Staatsangehörigkeit lag noch bei 26%. Im Schuljahr 2018/19 hatten 27% der Schülerinnen eine nichtdeutsche Umgangssprache. Der Anteil der Schülerinnen mit nichtdeutscher Umgangssprache war an Sonderschulen (40%), Polytechnischen Schulen (38%) und Neuen Mittelschulen (32%) am höchsten.
Bevölkerung und Asyl: 9.700 Personen erhielten 2019 Asyl in Österreich, 47% davon waren Frauen
Ein Drittel der Asylanträge des Jahres 2019 wurde von Frauen gestellt. In den vergangenen zehn Jahren war der Frauenanteil bei den Asylanträgen deutlichen Schwankungen unterworfen: Der niedrigste Anteil wurde 2014 mit 24% registriert, der höchste 2018 mit knapp 40%. Die meisten Asylanerkennungen bei Frauen entfielen 2019 auf Afghaninnen (1.800), gefolgt von Syrerinnen
(1.200) und Somalierinnen (430). Auch bei positiven subsidiären Schutzgewährungen stammte die größte weibliche Gruppe aus Afghanistan (470), gefolgt von Syrien (180). Auf Platz 3 befand sich der Irak (120). 2019 wurde insgesamt 2.200 Personen subsidiärer Schutz gewährt, 960 davon waren Frauen.
ÖIF-Publikationen
Der ÖIF veröffentlicht regelmäßig Studien, Berichte und Handbücher aus den Bereichen Integration und Migration. Die kompakte und übersichtliche Aufbereitung aktueller Themen ermöglicht Interessierten aus Wissenschaft und Praxis sowie Multiplikator/innen und der Öffentlichkeit einen raschen Überblick über Schwerpunktthemen. Alle Publikationen können Sie online herunterladen oder bestellen. Hier geht es zum Angebot: www.integrationsfonds.at/mediathek