3 Jahre nach Kriegsbeginn: Ukrainer/innen in Österreich

Während Anfang des Jahres 2022, vor Beginn des Kriegs in der Ukraine, noch 12.673 Ukrainer/innen bzw. 16.461 in der Ukraine geborene Personen in Österreich ansässig waren, gab es am 1. Jänner 2025 87.949 ukrainische Staatsangehörige bzw. 88.718 in der Ukraine geborene Personen – ein Anstieg um das Sechsfache. Wien bleibt dabei das Zentrum der ukrainischen Staatsangehörigen: 44,7% oder 39.350 Personen der ukrainischen Staatsangehörigen lebten mit 1.Jänner 2025 in Wien.
Arbeitsmarktintegration von ukrainischen Vertriebenen
Zum Jahresende 2024 lag die Arbeitslosenquote unter Ukrainer/innen bei 16,9 %, der österreichische Durchschnitt liegt bei 7,0 %. Stärker betroffen sind ukrainische Frauen mit einer Arbeitslosenquote von 17,6 %, während sie bei ukrainischen Männern 15,5 % beträgt. Herausforderungen bei der Arbeitsaufnahme sind die Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen, Sprachbarrieren und die Anpassung an den österreichischen Arbeitsmarkt. Frauen berichten häufiger von Herausforderungen in Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dem gegenüber steht ein hohes Bildungsniveau: Laut einer ÖIF-Studie zur Lebenssituation der Ukrainer/innen verfügen 75% der ukrainischen Vertriebenen über einen Hochschulabschluss und möchten ihre Qualifikationen anerkennen lassen. Zudem zeigen die Daten dieser Studie, dass es grundsätzlich eine hohe Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme gibt – 43,7% der ukrainischen Bevölkerung in Österreich sind erwerbstätig.
Verlängerung des Schutzstatus bis März 2026
Seit März 2022 können ukrainische Staatsangehörige in Österreich aufgrund der Vertriebenenverordnung einen vorübergehenden Schutzstatus erlangen. Dieser Status, der nun bis März 2026 verlängert wurde, sichert den Betroffenen weitreichende Rechte, darunter das Aufenthaltsrecht sowie Zugang zum Arbeitsmarkt, sozialen Leistungen, Bildung und Gesundheitsversorgung. Eine signifikante Erweiterung dieser Rechte bietet seit dem 1. Oktober 2024 die Möglichkeit zum Wechsel zur Rot-Weiß-Rot-Karte plus, die eine langfristige Bleibeperspektive schafft. Voraussetzung hierfür ist eine mindestens zwölfmonatige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung innerhalb eines 24-monatigen Zeitraums sowie das Erfüllen der allgemeinen Kriterien für Aufenthaltstitel. Bis Ende Dezember 2024 haben 751 Vertriebene erfolgreich zur Rot-Weiß-Rot-Karte plus gewechselt, wobei über zwei Drittel davon Frauen sind. Zusätzlich haben 317 Familienangehörige diesen Aufenthaltstitel erlangt.
Fortschritte in der Sprachintegration
Ergebnisse aus Studien zeigen eine deutliche Verbesserung der Deutschkenntnisse innerhalb der ukrainischen Bevölkerung in Österreich. 11,2 % der Ukrainerinnen und Ukrainer verfügen mittlerweile über sehr gute Sprachkenntnisse und können Deutsch sicher verstehen, sprechen und schreiben. Besonders bei ukrainischen Frauen ist eine bemerkenswerte Entwicklung zu verzeichnen: 45,6% verstehen gut Deutsch, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Zudem können jetzt 15,9% der Frauen sich gut auf Deutsch ausdrücken, verglichen mit nur 4,6% im Jahr 2023. Dabei zeigt sich, dass sich Deutschkenntnisse auf die Lebenszufriedenheit in Österreich auswirken: Ukrainer/innen, die ihre Deutschkenntnisse als „hoch“ einschätzen, waren mit 64,5 % sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben in Österreich.
Zusammenleben mit Österreicher/innen wird als positiv bewertet
Das Zusammenleben zwischen Ukrainer/innen und der österreichischen Bevölkerung wird überwiegend positiv bewertet: 72,2 % der im Rahmen der Integrationsbefragung 2024 befragten Ukrainer/innen empfinden das Zusammenleben als gut, während 41,9 % eine Verbesserung in Schule, Ausbildung oder am Arbeitsplatz wahrnehmen. 59 % fühlen sich Österreich zugehörig, während 63,1 % weiterhin eine starke Verbindung zur Ukraine sehen. Die persönliche Lebenssituation hat sich für 51,2 % verbessert, während 10,8 % eine Verschlechterung angeben. Die Frage der langfristigen Bleibeperspektive bleibt jedoch offen. In einer ÖIF-Studie zur Lebenssituation der Ukrainer/innen gaben nur 3 % der Befragten an, konkrete Pläne zur baldigen Rückkehr zu haben 56 % möchten langfristig in Österreich bleiben. 29 % sind noch unentschlossen. Gleichzeitig bleibt die Solidarität in Österreich hoch: 60 % der Österreicher/innen bewerten das Zusammenleben mit ukrainischen Vertriebenen positiv. Dennoch äußern 23 % Sorgen über eine mögliche Ausweitung des Ukraine-Kriegs.
ÖIF-Unterstützungsangebote für ukrainische Vertriebene in Österreich
Um ukrainische Vertriebene zu unterstützen, stellt der ÖIF seit Kriegsbeginn eine Vielzahl an Integrationsangeboten in ganz Österreich zur Verfügung. Beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt der ÖIF mit Seminaren und Sprechstunden zu Themen wie Arbeitsmarktintegration, Bildung, Berufsanerkennung, Gesundheit und Familie mit Fachexpert/innen, die ÖIF-Frauenzentren bieten eigene Bewerbungstrainings und CV-Checks für Ukrainerinnen an. Im Rahmen der ÖIF-Karriereplattformen informieren Unternehmen wie Lidl, REWE, IKEA und POST AG Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen über offene Stellen sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Personen mit noch geringen Deutschkenntnissen. Über das Integrationsservice für Fachkräfte bietet der ÖIF zusätzlich Unterstützung bei Fragen rund um das Leben und Arbeiten in Österreich sowie bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen und Ausbildungen. Das neue Factsheet finden Sie in der ÖIF-Mediathek zum Download.