Gemeinsam gegen Antisemitismus: ÖIF und Land Tirol sensibilisieren Flüchtlinge und Zuwander/innen
Seit zwei Jahren setzen sich Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, die nach Österreich kommen und hier Schutz finden, im Rahmen des gesetzlich verpflichtenden Werte- und Orientierungskurses im Rahmen eines eigenen Schwerpunktmoduls mit dem Thema Antisemitismus auseinander. Im Anschluss an den Besuch des Werte- und Orientierungskurses organisiert der ÖIF gemeinsam mit zehn Kooperationspartnern weiterführende Exkursionen zu Gedenkstätten, Institutionen und geführte Museumsbesuche. Am Montag, 27. Mai, besuchten im Beisein der Präsidentin des Tiroler Landtags, Sonja Ledl-Rossmann, rund 20 Flüchtlinge das Tiroler Landhaus und die aktuelle Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“. Die Teilnehmer/innen hatten dabei die Möglichkeit, sich intensiver mit dem jüdischen Leben und der Geschichte Österreichs zu beschäftigen.
Timo Bovelino, Bereichsleitung Integrationszentren im ÖIF: „Österreich hat eine besondere Verantwortung, gegen jegliche Form von Antisemitismus einzutreten. Gemeinsam mit Kooperationspartnern in ganz Österreich organisiert der Österreichische Integrationsfonds eigene Exkursionen für Flüchtlinge zu Gedenkstätten, Institutionen und Museen, um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, dem Holocaust und der Geschichte des jüdischen Lebens in Österreich zu fördern. Im Rahmen aller ÖIF-Integrationsmaßnahmen wird klar vermittelt, dass Antisemitismus in der österreichischen Gesellschaft nicht toleriert wird.“
Sonja Ledl-Rossmann, Tiroler Landtagspräsidentin: „Die Ausstellung ‚Vom Gauhaus zum Landhaus‘ führt eindrücklich vor Augen, dass in den Räumlichkeiten, in denen heute für die Menschen in unserem Land gearbeitet wird, ein Machtapparat beheimatet war, der gegen die Menschlichkeit gearbeitet hat. Indem wir diesen Teil unserer Geschichte aufarbeiten und die Ergebnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich machen, können wir aus Geschehenem lernen und Schlüsse für die Zukunft ziehen.“
Antisemitismus-Modul: Wichtiger Bestandteil der Werte- und Orientierungskurse seit 2022
Die Thematisierung von Antisemitismus, des Holocausts und die Auseinandersetzung mit seinen weitreichenden Folgen ist von grundlegender Bedeutung für die Vermittlung österreichischer Geschichte und Gesellschaft. Um mehr Raum für zentrale Themen der Integration zu bieten, wurden die Werte- und Orientierungskurse des ÖIF vor zwei Jahren durch ein neues Antisemitismus-Modul erweitert, das gemeinsam mit der IKG entwickelt wurde. Umgesetzt werden die Inhalte von durch die IKG geschulten Trainer/innen, die bei Bedarf von Dolmetscher/innen begleitet werden. Laut einer Evaluierung des Instituts für Höhere Studien (IHS) aus 2023 sensibilisiert das Modul die Teilnehmenden bereits zu Beginn ihres Integrationsprozesses für die Notwendigkeit des Unterbindens von Antisemitismus, regt zur Reflexion und der Auseinandersetzung mit persönlichen Vorurteilen an und vermittelt Handlungsoptionen sowie wichtige Anlaufstellen im Kontext von Antisemitismus.
Ausbau der Zusammenarbeit gegen Antisemitismus im Integrationsbereich mit der IKG
In enger Zusammenarbeit mit der IKG bietet der ÖIF seit dem Vorjahr ein verstärktes Angebot an Erstberatungen, Infoveranstaltungen, Exkursionen und Deutschkursen für nach Österreich zugewanderte Jüd/innen mit Integrationsbedarf. Gemeinsam mit dem Projekt LIKRAT organisiert die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH zudem Schulbesuche, um mit Schüler/innen über antisemitische Vorurteile und den Umgang mit antisemitischen Verhaltensweisen zu sprechen. Unterstützt werden etwa auch Initiativen aus dem Bereich der Nachbarschaftshilfe und Stipendien für Schüler/innen. Neben einem Ausbau der Angebote für zugewanderte Jüd/innen in Österreich stellt der ÖIF zudem ein Kursprogramm für Multiplikator/innen im Bereich der Aufklärung über Antisemitismus mit Unterstützung der IKG zur Verfügung. Das kostenlose Fortbildungsangebot richtet sich an Lehrer/innen, Deutschtrainer/innen, Mitarbeiter/innen in Beratungsstellen oder Ämtern und Behörden. In den Seminaren erhalten die Teilnehmer/innen Grundlagenwissen zu Antisemitismus und Radikalisierungsprävention, diskutieren Fallbeispiele aus der Praxis und erfahren, wie in Schulen, Deutschkursen oder Beratungssituationen antisemitischen Haltungen und Vorurteilen begegnet werden kann.