26.04.2024, 17:59 Uhr

Höchstwert: ÖIF stellt so viele Deutschkurse in den Bundesländern wie noch nie zur Verfügung

ÖIF förderte 2023 rund 66.600 Deutschkursplätze an über 200 Standorten in ganz Österreich / Weiterer Anstieg im ersten Quartal 2024 um rund 8%

ÖIF-Deutschkurs

Der Bedarf an Integrationsdeutschkursen ist anhaltend hoch, im ersten Quartal 2024 wurden österreichweit mehr als 18.100 Deutschkursplätze zur Verfügung gestellt. Das entspricht einem weiteren Plus von 7% zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. 2023 hatte der ÖIF rund 66.600 Deutschkursplätze an über 200 Standorten in ganz Österreich gefördert, davon 38.700 Kursplätze in Wien und 27.800 Kursplätze in den weiteren Bundesländern. Der Anteil der Kursplätze außerhalb von Wien ist 2023 um 17% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, hierdurch wird ein rascher Einstieg von Flüchtlingen und Vertriebenen in den Deutschkurs ermöglicht. Gemäß Integrationsgesetz stellt der ÖIF Deutschkurse für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte und ukrainische Vertriebene zur Verfügung, subsidiär fördert der ÖIF auch Deutschkurse für Asylwerber/innen mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit. 

Großteil der Asylberechtigten, aber nicht der Asylwerber/innen in Wien 

Die Verteilung der Kursplätze entspricht dem regionalen Bedarf: Mit Jahresbeginn 2024 lebten 56% der syrischen, 47% der afghanischen und 45% der ukrainischen Staatsangehörigen in Wien. Ganz anders das Bild bei den Asylwerber/innen: Hier liegen Zahlen aus dem Jahr 2023 vor, wo von den insgesamt 18.300 Asylwerber/innen die meisten in Oberösterreich (23%) und der Steiermark (16%) lebten, rd. 12% der Asylwerber/innen lebten in Wien[1]. Mit Blick auf den hohen Bedarf und die Kosten von Deutschkursen weist der ÖIF Flüchtlinge und Vertriebene eindrücklich auf die Bedeutung hin, den erhaltenen Deutschkurs konsequent zu besuchen und abzuschließen. Dennoch zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Abbruchquoten: Asylwerber/innen weisen eine rund doppelt so hohe Abbruchquote bei Deutschkursen auf als andere Teilnehmer/innen.

69% der asylberechtigten Syrer/innen übersiedeln nach Wien 

Nach Erhalt des Asylstatus zeigt sich eine starke Tendenz zum Umzug in die Bundeshauptstadt, was vielfach zum Abbruch von Deutschkursplätzen führt: Übersiedlungen nach Wien waren 2023 unter syrischen Staatsangehörigen häufiger als bei anderen Herkunftsländern (69% vs. 17%), unter Männern häufiger als Frauen (63% vs. 25%), unter Volljährigen häufiger als Minderjährigen (60% vs. 15%) und unter Personen mit Alphabetisierungsbedarf häufiger als besser Gebildeten (71% vs. 53%). Auch zeigt sich im Bundesländervergleich ein Ost-West-Gefälle: Die höchsten Übersiedlungsraten nach Wien gab es von Oberösterreich (72%), Kärnten (68%) und der Steiermark (63%) nach Wien. Die niedrigsten Übersiedlungsraten gab es in Tirol (9%) und Vorarlberg (13%). Die Übersiedelungen erfolgen vielfach rasch nach Statuszuerkennung: 72% der Personen mit Übersiedlung sind entweder im selben Monat oder im Monat nach der Zuerkennung nach Wien gezogen.

Arbeitsmarkt: Wien mit niedrigster Erwerbsbeteiligung und höchster Arbeitslosigkeit unter Flüchtlingen

Die aktuellsten Daten zur Erwerbsbeteiligung von Flüchtlingen zeigen die Herausforderungen bei der Arbeitsmarktintegration von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten: Sechs Jahre nach Ankunft in Österreich ist rund die Hälfte der Flüchtlinge erwerbstätig. Im Jahr 2021 gingen 52,5% der Flüchtlinge, die 2015 nach Österreich gekommen waren, einer Erwerbstätigkeit nach. Im Vergleich dazu waren es beim Jahrgang 2019 nach zwei Jahren erst 15,9%.
Aktuelle Erhebungen kommen zum Ergebnis, dass die Arbeitsaufnahme für Flüchtlinge in Wien schleppender verläuft als in den restlichen Bundesländern, lt. FIMAS-Studie zeigt sich unter Flüchtlingen aus den Hauptherkunftsländern eine positivere Arbeitsmarktsituation in den westlichen Bundesländern: Während in Wien, wo gleichzeitig der größte Anteil der Flüchtlinge wohnhaft ist, nur etwa ein Drittel eine bezahlte Tätigkeit ausübt, sind in Salzburg und Kärnten fast zwei Drittel der Schutzberechtigten erwerbstätig. Gleichzeitig lag die Arbeitslosenquoten in Wien laut AMS im März 2024 bei 57% unter syrischen, 51% unter somalischen und 35% unter afghanischen Staatsangehörigen[2], diese Arbeitslosenquoten sind in Wien bis zu 45 Prozentpunkte höher als in den anderen Bundesländern. Weitere Zahlen, Daten und Fakten zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen finden Sie im ÖIF-Bulletin.

77% der syrischen Staatsangehörigen in Wien bezogen im Jahr 2022 Sozialhilfe

Laut letztverfügbaren Daten (2022) lag die Quote des Sozialhilfe-Bezugs unter den größten Flüchtlingsgruppen in Wien mehr als doppelt so hoch als in den anderen Bundesländern, insgesamt haben 77% der syrischen, 71% der somalischen und 57% der afghanischen Staatsangehörigen in Wien Sozialhilfe bezogen (Durchschnitt der anderen Bundesländer: Syrien 31%, Somalia 28%, Afghanistan 23%).[3]  Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern, in denen subsidiär Schutzberechtigte nur Grundversorgung erhalten, sind sie in Wien für die Sozialhilfe anspruchsberechtigt, die deutlich höher ausfällt. Familien mit Kindern erhalten ebenso eine höhere Summe als in anderen Bundesländern.

ÖIF unterstützt Flüchtlinge mit breitem Angebot beim Einstieg in den Arbeitsmarkt

Der ÖIF informiert in den gesetzlich festgeschriebenen Werte- und Orientierungskurse alle Flüchtlinge über die Bedeutung des Deutschlernens und des raschen Arbeitsmarkteintritts, dabei wird auch auf die regionalen Beschäftigungschancen und auf den schwierigeren Arbeitsmarkteintritt in Wien hingewiesen. Bei sogenannten Karriereplattformen, die der ÖIF gemeinsam mit Unternehmen in ganz Österreich durchführt, werden Flüchtlinge und Vertriebene aus ÖIF-Deutschkursen über regionale Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt informiert, die auch mit noch geringen Deutschkenntnissen möglich sind. Berufsspezifische und berufsbegleitende Deutschkursmöglichkeiten unterstützen Zuwander/innen dabei, Deutschlernen und Arbeiten möglichst gut vereinbaren zu können. Kostenlose Angebote zum Deutschlernen stehen allen Zuwander/innen auf dem ÖIF-Sprachportal rund um die Uhr zur Verfügung.

 


[1] Beantwortung der parlamentarischen Anfrage 15217/AB von 6.9.2023. Beantwortung der parlamentarischen Anfrage

[2] BMAW (2024). Arbeitsmarktinformationssystem. www.dnet.at/amis/Datenbank/DB_Index.aspx

[3] ÖIF (2024). Statistische Broschüre zu Migration & Integration: Arbeitsmarkt Ausgabe 2024. OEIF_Arbeitsmarktbroschuere.pdf (integrationsfonds.at)

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