08.08.2024, 15:30 Uhr

Migration und Integration in den österreichischen Medien: Grundtenor der Berichterstattung kritisch

Analyse mithilfe künstlicher Intelligenz zeigt, Begriffe wie Migration und Integration in Zeitungen positiver besetzt als Asyl; Wahrnehmung in den letzten 10 Jahren relativ stabil

Studie zur Medienrezeption in Österreich

Seit vielen Jahren nennen Österreicherinnen und Österreicher „Migration“ und „Integration“ in Befragungen als zentrale Themen, die ihnen Sorgen bereiten. Wie berichten Medien in Österreich über diese Themen? Wie häufig werden Integrationsthemen von Medien aufgegriffen, welche Begriffe werden verwendet und werden sie tendenziell positiv oder negativ wahrgenommen? Das Institut für Strategieanalysen unter Leitung von Peter Filzmaier beleuchtete im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) die Wahrnehmung von Migration und Integration in den österreichischen Medien, der Studienbericht zur Medienrezeption in Österreich wurde nun in Wien vorgestellt.

Mehrheit der Artikel zu Migration und Integration neutral, wenngleich insgesamt kritisch

Die Studie betrachtet den Zeitraum der letzten zehn Jahre seit Beginn der großen Fluchtbewegungen 2014. Analysiert wurden mithilfe künstlicher Intelligenz sieben überregionale Tageszeitungen: Der Standard, Die Presse, Kronen Zeitung, Kleine Zeitung, Kurier, Heute und oe24. Von Jänner 2014 bis Mai 2024 haben österreichische Medien so rund 37.400 Artikel zum Thema Migration veröffentlicht, dies entspricht im Durchschnitt zehn Artikeln pro Tag. Von allen in den beobachteten Medien veröffentlichten Artikeln zum Thema Migration und Integration sind 55 Prozent neutral, 44,7 Prozent negativ und rund 0,3 Prozent positiv. In den letzten zehn Jahren gab es mehrere Phasen, in denen sich die Berichterstattung in den negativen Bereich gekehrt hat und danach wieder positiver wurde. Während die Berichterstattung etwa 2014 mit positiveren Formulierungen, Emotionen und Haltungen besetzt war, wandelte sich die Wahrnehmung im Laufe des Jahres 2015, als in der Berichterstattung mit dem Anstieg der Asylgewährungen zunehmend von einer „Flüchtlingswelle“ und schließlich von einer „Flüchtlingskrise“ die Rede war. Ab Winter 2015 wurde die Wahrnehmung insgesamt negativer, mit einer weiteren Fluchtbewegung 2017 und der veränderten Asylpolitik in der EU ging der Tenor der Berichterstattung weiter nach unten. Vor dem Hintergrund der steigenden Asylzuerkennungen seit 2015 blieben die Werte zwar relativ stabil, lagen aber vorwiegend im negativen Bereich. Einzig mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 und der damit einhergehenden Hilfsbereitschaft gegenüber den Ukrainer/innen in Österreich wies auch die Berichterstattung die positivsten Werte im Untersuchungszeitraum auf und übertraf dabei auch das Jahr 2014. Als die Erwartungen eines baldigen Friedens jedoch nicht eintrafen, sank die Stimmung im zweiten Halbjahr 2023 wieder.

Begriff Asyl am häufigsten in Artikeln verwendet

Unter den untersuchten Tageszeitungen hat Der Standard die meisten Artikel zu diesem Thema publiziert (rund 7.200), gefolgt von der Kleinen Zeitung (rund 6.500). Die wenigsten Artikel dazu sind in der Tageszeitung Heute erschienen, die allerdings erst im Jahr 2016 online gegangen ist (Vergleiche mit dem Zeitraum 2014-2016 sind daher nicht möglich). Im Rahmen der Studie wurde ebenfalls beobachtet, wie häufig einzelne Begriffe, wie etwa Migration, Flucht, Asyl, Integration oder Flüchtlinge in Artikeln erscheinen. Von den analysierten Begriffen mit Migrationsbezug kommt der Wortstamm Asyl mit knapp 14.600 Artikeln am häufigsten vor. An zweiter Stelle steht der Begriff Flucht (rund 10.300 Artikel), gefolgt von Migration (fast 10.000 Artikel), Integration (rund 6.000) und Flüchtling (rund 5.200).

Worte Integration und Migration deutlich positiver wahrgenommen als Asyl

Die Beobachtung, ob ausgewählte Begriffe aus dem Migrationsbereich eher in positiven oder negativen Zusammenhängen genannt werden, zeigt ein differenziertes Bild: So schneiden etwa die Worte Integration und Migration weit positiver ab als das Wort Asyl oder Begriffe mit dem Wortstamm Asyl. Das Wort Flucht ist zudem besonders negativ besetzt. Wenn der ganze Artikel betrachtet wird, sind in allen Medien wenig positive Wahrnehmungen zu finden, sondern überwiegend neutrale und negative. Bei oe24 kommen beispielsweise die meisten negativen Wahrnehmungen (54 %) vor. Am wenigsten negativ sind die Artikel bei der Kleinen Zeitung (40 %) und beim Standard (37 %). Außerdem weist Der Standard mit 63 Prozent die am neutralsten formulierten Artikel auf.

Begriffe mit Integrationsbezug auch auf Instagram und Facebook präsent

Im Rahmen der Studie wurde ebenfalls analysiert, wie häufig Begriffe mit Migrationsbezug auf Social-Media-Plattformen vorkommen. Während Facebook als Plattform schon seit Jahren für politische Debatten genutzt wurde, zeigte sich Instagram als Lifestyle-Medium lange Zeit ohne politisches Engagement und wurde erst ab 2021/2022 dafür genutzt. Von der Häufigkeit her erreicht beispielsweise der Begriff Migration im Jahr 2018 auf Facebook seinen Höhepunkt. Auf Instagram gewann der Begriff erst ab 2019 an Bedeutung. Auch die Begriffe Integration und Flucht sind auf den Plattformen präsent und werden etwa auf Instagram ab 2022 zunehmend verwendet.

Über die Studie

Die Studie „Flüchtlinge und Integration: Medienrezeption in Österreich“ wurde vom Institut für Strategieanalysen unter der Leitung von Peter Filzmaier durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden in sieben überregionalen österreichischen Tageszeitungen Artikel, die zwischen Jänner 2014 und Mai 2024 erschienen sind, sowie Social-Media-Plattformen analysiert. Mithilfe eines durch künstliche Intelligenz gestützten „Large Language Models“ von Meta wurden alle Artikel mit Migrationsbezug herausgefiltert. Die Artikel wurden anschließend einer Analyse mit einem auf künstlicher Intelligenz beruhenden Sprachmodell namens „German News Sentiment Bert 4“, das für die deutsche Sprache und Zeitungsartikel zum Thema Migration entwickelt wurde, unterzogen. Die neue Studie finden Sie auf der ÖIF-Website.

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