Neue ÖIF-Studie zur Integration von ukrainischen Vertriebenen: Deutliche Fortschritte beim Deutschlernen und bei der Arbeitsaufnahme
In Österreich leben aktuell rund 78.000 ukrainische Vertriebene. Ihre Lebenssituation zwei Jahre nach Kriegsbeginn untersuchte das Österreichische Institut für Familienforschung der Universität Wien unter der Leitung von Wolfgang Mazal im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Die Ergebnisse zeigen deutliche Fortschritte beim Deutschlernen und beim Einstieg in den Arbeitsmarkt, während die Rückkehrabsichten von ukrainischen Vertriebenen seit Kriegsbeginn kontinuierlich abnehmen.
Fast die Hälfte der ukrainischen Vertriebenen ist erwerbstätig
In Österreich sind aktuell 44 % der befragten ukrainischen Vertriebenen erwerbstätig. Die Vergleichsdaten aus den Jahren davor zeigen bei den ukrainischen Frauen eine klare Steigerung: Waren im Jahr 2022 noch 10 % der Ukrainerinnen erwerbstätig, steigerte sich diese Zahl 2023 auf rund ein Viertel und liegt 2024 aktuell bei 43 %. Am häufigsten arbeiten Ukrainerinnen im Reinigungsbereich (23 %), im Handel und Vertrieb (14 %), im Gesundheitsbereich (12 %) und im Bildungsbereich (11 %). In Summe sind die Branchen gegenüber 2023 bei den Frauen vielfältiger und ein geringerer Anteil arbeitet in den klassischen Einstiegsmärkten.
Der Bildungsstand der ukrainischen Vertriebenen in Österreich ist weiterhin hoch: 75 % der Befragten verfügen über einen Hochschulabschluss und hohe Qualifikationen für verschiedenste Branchen. Rund die Hälfte der Befragten möchte ihre Abschlüsse in Österreich anerkennen lassen, 12 % haben das bereits erfolgreich umgesetzt. Der ÖIF unterstützt diesen Prozess mit Beratungen, Seminaren sowie durch die Refundierung von Kosten, die bei der Anerkennung in Österreich anfallen – dies wird von 71 % dieser Personengruppe als hilfreich bewertet.
Deutschkenntnisse haben sich stark verbessert / Bessere Deutschkenntnisse führen zu mehr Zufriedenheit
Beschränkten sich die Deutschkenntnisse von Ukrainerinnen bei der letzten Befragung vor einem Jahr noch zum Großteil auf das Verstehen, so geben ukrainische Frauen in der aktuellen Befragung an, regelmäßig Deutsch zu sprechen: 35,6 % der befragten Frauen sprechen Deutsch mehrheitlich auf B1 Niveau oder höher. Befragt nach ihrer Lebenszufriedenheit zeigt sich, dass die Befragten umso zufriedener mit ihrer Lebenssituation in Österreich sind, je besser ihre Deutschkenntnisse sind. Personen, die ihre Deutschkenntnisse als „hoch“ einschätzen, waren mit 66 % sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben in Österreich. Grundsätzlich fühlt sich der Großteil aller Befragten in Österreich sicher und willkommen: Rund 85 % geben an, sich sicher und gut umsorgt zu fühlen. Auch das Zusammenleben mit den Österreicher/innen funktioniert aus Sicht fast aller Befragten (95 %) sehr gut.
Zukunftspläne: Nur 3 % der Vertriebenen haben konkrete Pläne zur Rückkehr in die Ukraine
Stark verändert haben sich die Zukunftspläne der ukrainischen Vertriebenen: Konkrete Pläne zu einer Rückkehr in die Ukraine haben 2024 nur 3 % der Befragten. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2022 mit 30 % und 2023 mit 13 %. Dem gegenüber stehen 56 %, die aktuell nicht zurückkehren möchten sowie 12 %, die angeben, irgendwann einmal in die Ukraine zurückkehren zu wollen und 29 %, die das derzeit nicht wissen.
Informationen zur Studie
Aufbauend auf den beiden vorangegangenen Studien zur Lebenssituation ukrainischer Vertriebener aus 2022 und 2023, wurde rund zwei Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine eine dritte Befragung durchgeführt. Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds befragte das Österreichische Institut für Familienforschung der Universität Wien unter der Leitung von Wolfgang Mazal dazu von April bis Mai 2024 über 1.358 ukrainische Vertriebene im Alter von 18 bis 55 Jahren, die Maßnahmen nach dem Integrationsgesetz in Anspruch genommen haben.
ÖIF-Unterstützungsangebote für ukrainische Vertriebene in Österreich
Um ukrainische Vertriebene zu unterstützen, stellt der ÖIF seit Kriegsbeginn eine Vielzahl an Integrationsangeboten in ganz Österreich zur Verfügung. So wurden österreichweit seit Kriegsbeginn rund 55.600 ÖIF-Deutschkursplätze von ukrainischen Vertriebenen in Anspruch genommen. Beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt der ÖIF mit Seminaren und Sprechstunden zu Themen wie Arbeitsmarktintegration, Bildung, Berufsanerkennung, Gesundheit und Familie mit Fachexpert/innen, die ÖIF-Frauenzentren bieten eigene Bewerbungstrainings und CV-Checks für Ukrainerinnen an. Im Rahmen der ÖIF-Karriereplattformen informieren Unternehmen wie Lidl, REWE, IKEA und POST AG Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen über offene Stellen sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Personen mit noch geringen Deutschkenntnissen. Über das Integrationsservice für Fachkräfte bietet der ÖIF zusätzlich Unterstützung bei Fragen rund um das Leben und Arbeiten in Österreich sowie bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen und Ausbildungen. Die neue Studie finden Sie auf der ÖIF-Website.