07.11.2023, 15:23 Uhr

ÖIF-Publikation: „Grundlagenwissen über Antisemitismus im Kontext von Migration und Integration“

Publikation Grundlagenwissen über Antisemitismus

In der täglichen und praktischen Integrationsarbeit, die der ÖIF leistet, zeigt sich, dass der Umgang mit Themen wie Antisemitismus kein universaler ist und es große kulturelle und religiöse Unterschiede gibt. Zugleich ist die Thematisierung des Antisemitismus zentral für die Vermittlung österreichischer Geschichte in Schulen und Bildungsinstitutionen sowie im laufenden gesellschaftlichen Diskurs.

In diesem Zusammenhang meint Raimund Fastenbauer, ehemaliger Generalsekretär des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich und Generalsekretär für jüdische Angelegenheiten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien: „Es liegt an Österreich, zu zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Das haben wir auch Zuwanderinnen und Zuwanderern mitzugeben. Sie selbst waren in ihren Herkunftsländern möglicherweise auch Zeugen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist bei ihnen das Bewusstsein zu wecken, dass wir das nicht nur unseren, sondern auch ihren Kindern ersparen möchten. Daraus kann Gemeinsamkeit entstehen, jedoch nur dann, wenn wir bei der Verteidigung unseres Wertekanons – dem einer pluralistischen, aufgeklärten Gesellschaft – keine Abstriche machen.“

Das Thema Antisemitismus im ÖIF-Kontext

Im Rahmen der im Integrationsgesetz (IntG) für Flüchtlinge verpflichtend dreitägigen ÖIF Werte- und Orientierungskurse werden die Teilnehmer/innen auch zum Thema Antisemitismus informiert. Ein eigenes Antisemitismus.-Modul wurde dazu in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde in Österreich (IKG) entwickelt. Eine Evaluierung des Antisemitismus-Moduls durch das Institut für Höhere Studien (IHS) 2023 ergab,  dass das Antisemitismusmodul die im Curriculum gesteckten Ziele erreicht und die Teilnehmenden bereits zu Beginn des Integrationsprozesses für die Notwendigkeit des Erkennens und Verhindern von Antisemitismus sensibilisiert. Neben der Wissensvermittlung zur Shoa und den Verbotsgesetzen in Österreich, ist es mittels der Übungen des Kurses gelungen, Denkanstöße und Reflexion zu Antisemitismus und allgemeinen Menschrechten anzuregen.  Die Inhalte der ÖIF Werte- und Orientierungskurse stellen auch einen zentralen Bestandteil der Curricula ÖIF-zertifizierter Sprachkurse dar.

Antisemitismus als Problem verstehen, das alle betrifft

In ihrem Vorwort zur ÖIF-Broschüre „Grundlagenwissen über Antisemitismus im Kontext von Migration und Integration“ hält Susanne Raab, Bundesministerin für Frauen und Integration, fest: „Antisemitismus ist ein Angriff auf unsere Wertegemeinschaft und hat in einer offenen und liberalen Gesellschaft keinen Platz!“ In einem Rechtsstaat soll demnach jeder in Österreich lebende Mensch Schutz vor Angriffen aller Art genießen; so auch vor Antisemitismen, die Raimund Fastenbauer, ehemaliger Generalsekretär des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich, im Plural definiert, da der antisemitische Angriff aus unterschiedlichen Richtungen kommen kann.

In allen Fällen kommt er als Angriff, der sich laut Raimund Fastenbauer auf die Gesamtgesellschaft problematisch auswirkt: „Antisemitismus ist [..] ein Problem, das nicht nur die Juden betrifft. Er ist ein Gradmesser, eine Art Lackmustest, für den Zustand einer Gesellschaft, für das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft gegenüber einer Minderheit von Andersdenkenden oder anderer ethnischer Herkunft.“ Wenn Antisemitismus ein Gradmesser für den gesamtgesellschaftlichen Ist-Zustand ist, so definiert der rechtsstaatliche Rahmen den Soll-Zustand, dem die gesamtgesellschaftliche Annäherung gilt.

Die gesamtgesellschaftliche Übereinkunft zur rechtsstaatlichen Zuständigkeit dazu ist jedenfalls klar definiert. Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung, unterstreicht das Grundsätzliche in ihrem Vorwort wie folgt: „Die Würde des Menschen und ihr Schutz vor Verletzung bilden eine unverzichtbare Grundlage des menschlichen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Der Schutz der Gesellschaft vor Hass und Hetze, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Antisemitismus ist eine zentrale Aufgabe des Rechtsstaates.“

LINKS

  1. Broschüre:

Grundlagenwissen über Antisemitismus: Österreichischer Integrationsfonds ÖIF

  1. Seminarprogramm:

OEIF_Programmheft_Seminare_Herbst_2023.pdf (integrationsfonds.at)

  1. Anmeldung zum Seminar mit Raimund Fastenbauer und Awi Blumenfeld am 15.11.2023:

Antisemitismus: Anzeichen erkennen und darauf reagieren: Österreichischer Integrationsfonds ÖIF

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