„Orange the World“: ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Schulbesuch zu Mädchenförderung und Selbstbestimmung
Am 02. Dezember besuchten die ehrenamtlichen Integrationsbotschafter/innen Nada El-Azar-Chekh, Amira Awad und Mladen Mijatovic die die Polytechnische Schule in der Maiselgasse (Wien Landstraße). Der Schulbesuch stand ganz im Zeichen der weltweiten UN-Kampagne „Orange the World“. Sie findet jährlich zwischen dem 25. November, dem “Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen”, und dem 10. Dezember, dem “Internationalen Tag der Menschenrechte” statt und macht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Im Rahmen des Schulbesuchs der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) tauschten sie sich mit Schüler/innen über ihren persönlichen Integrationsweg, den Umgang mit Herausforderungen sowie auch zum Empowerment von jungen Mädchen und Frauen und über Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen aus.
ORF-Moderatorin Amira Awad: „In Österreich habe ich als Frau gewisse Freiheiten und Rechte“
Amira Awad, Journalistin und ORF-Moderatorin, wurde in Kairo geboren und lebt seit ihrem 4. Lebensjahr in Österreich. Als eine der ersten Nachrichtenmoderatorinnen mit Migrationshintergrund in Österreich, moderiert die studierte Juristin regelmäßig die „Zeit im Bild“ im ORF. Dass sich junge Mädchen und Frauen ihre Freiheiten und Chancen in Österreich bewusst machen und aktiv wahrnehmen, liegt ihr besonders am Herzen: „Ich liebe Ägypten und habe wunderbare Kindheitserinnerungen an dieses Land. Dennoch ist mir bewusst: Ich habe dort als Frau weniger Rechte und Freiheiten als beispielsweise in Österreich. Hier habe ich ganz selbstverständlich die Freiheit gewisse Dinge zu entscheiden, wie etwa mein eigenes Geld zu verdienen oder auch Familienleben und Karriere zu vereinbaren. Aber natürlich gibt es auch hierzulande in unserer Gesellschaft Ungerechtigkeiten: Es ist nicht okay, wenn Burschen oder Männer ihren Schwestern und Frauen vorschreiben, was sie zu tun haben. Das ist nicht akzeptabel."
“BIBER”-Redakteurin Nada El-Azar-Chekh: „Körperliche Gewalt ist die Spitze des Eisbergs, aber es beginnt mit Einschränkungen und Kontrolle“
Die Redakteurin und Ressortleiterin Kultur bei „das biber“ mit Wurzeln in Ägypten und Palästina ist in Wien geboren und im Gemeindebau in Wien Favoriten als vierte von fünf Geschwistern aufgewachsen. Sie genoss eine moderate religiöse Erziehung, war jedoch schon sehr früh mit den gesellschaftlichen Erwartungen und Einschränkungen im Leben als Mädchen und Frau konfrontiert: "Ich habe in meiner Kindheit sehr früh gemerkt, dass Mädchen in meinem Umfeld anders behandelt wurden als Burschen. Das wollte ich nicht einsehen – schließlich besteht die Hälfte der Gesellschaft aus Frauen, die tagtäglich viel leisten und beitragen. Deshalb habe ich mich immer gefragt: Warum wird dieser Unterschied gemacht und wieso haben nicht alle das gleiche Ansehen?" Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Kontrolle und Grenzüberschreitungen seien wichtige Zeichen beim Erkennen von Gewaltformen: "Körperliche Gewalt ist die Spitze des Eisbergs, aber es beginnt mit Einschränkungen und Kontrolle. Was postest du online und mit wem schreibst du? Da werden Grenzen bei Mädchen oft überschritten. Über allem schwebt der Satz: 'Das gehört sich nicht'."
Polizist Mladen Mijatovic: „Es ist unsere Verantwortung darüber zu sprechen, wie man Frauen schützen und Männer in die Pflicht nehmen kann“
Mladen Mijatovic flüchtete mit 6 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Bosnien nach Österreich. Nach einer Lehre als KFZ-Mechaniker wechselte er in den Staatsdienst als Polizeibeamter. Für Mladen ist es wichtig, seinen Kindern die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und auch das Wahren von Grenzen klar zu vermitteln. Das gibt er auch den Schülerinnen und Schülern mit: „Die Gründe für Gewalt an Frauen sind vielfältig. Es ist unsere Verantwortung darüber zu sprechen, wie man Frauen schützen und Männer in die Pflicht nehmen kann.“ Der Polizist warnt auch vor Gewaltformen im Internet: „Gewalt spielt sich immer öfter online ab. Mobbing und Drohungen über Instagram oder extreme Beleidigungen auf TikTok. Auch das ist strafbar. Gegen diese Gewalt kann man sich wehren. Es ist wichtig, dass wir Bewusstsein schaffen, dass auch online sehr viele Dinge passieren können, die Grenzen überschreiten!"
Über ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Seit 2011 geht die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mit ehrenamtlichen Integrationsbotschafter/innen in Schulen und Vereine, um Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zu motivieren, ihre Chancen in Bildung, Beruf und Gesellschaft zu nutzen. Über 85.000 Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund konnten seitdem von den Schulbesuchen der ehrenamtlich Tätigen profitieren. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.zusammen-oesterreich.at.